Die Ursprünge des Ortes Thyrnau liegen vermutlich schon in der Römerzeit. Dokumentiert ist sie ab dem Jahre 1180, als die Watzmannsdorfer das Gebiet um Thyrnau vom Hochstift Passau als Lehen erhielten. An der Stelle des heutigen Klosters erbauten sie ein Schloss. Auch die Christophoruskirche und die Kirche in Kellberg gehen wahrscheinlich auf sie zurück.

Ab 1580 übernahmen die Freiherren von Schätzl aus Passau den Besitz. Sie erbauten den vorderen Teil der Christophoruskirche und 1622 die Lorettokapelle. Fürstbischof Firmian ließ von 1765 bis 1769 die Pfarrkirche errichten. Das Schloss diente zu dieser Zeit als Jagdschloss und erhielt einen 50 Hektar großen, von einer hohen Mauer umgebenen Tiergarten, in dem viele Hirsche lebten.

Durch die Säkularisation wurde das Schloss schließlich im Jahre 1803 Staatseigentum und wechselte annähernd hunderte Jahre lang häufig den Besitzer, bis es 1902 an Zisterzienserinnen aus Veceline in Frankreich verkauft wurde. Sie machten aus dem ehemaligen Jagdschloss ein Kloster. Heute betreiben sie dort eine über die Landesgrenzen hinaus bekannte Paramentenstickerei (kirchliche Textilien).

Eisenerz und Heilquelle: In Kellberg gab es stets viel Wandel

Ein besonders geschichtsträchtiger Ort in der Gemeinde Thyrnau ist das Dorf Kellberg. Urkundlich wurde der Ort unter dem Namen Chelichberg bereits im Jahre 1076 und als Kelkperch (abgeleitet aus dem keltischen Wort Keliknon für Turm) 1150 erwähnt. Schon um das Jahr 850 – also nach der bajuwarischen Landnahme – soll beim Turm ein Holzkirchlein errichtet worden sein. Die aufstrebende Entwicklung wurde allerdings um das Jahr 900 nach unserer Zeitrechnung durch die Ungarneinfälle unterbrochen. Doch schon um das Jahr 1050 bestand in Kellberg wieder eine Kirche. Die gotische Steinkirche wurde im Jahre 1450 vollendet.

Auf dem Schlossberg über der Erlau stand einst die Burg Erlstein, die auch Schloss auf der Reut genannt wurde und den Watzmannsdorfern wahrscheinlich als Mautstelle auf dem alten Saumweg von Passau über Niedersatzbach, Kellberg und das Figerbachtal nach Untergriesbach diente. Zerstört wurde sie im Jahre 1367 in einer Fehde zwischen dem Bischof Albert III. von Passau und dem Ritter Zacharias dem Haderer.

Eisenerz aus dem „Arzberg“ verhalf Kellberg um 1700 zu einer wirtschaftlichen Blütezeit. Zusätzlich entstand 1839 unweit des Dorfes bei einer eisenhaltigen Quelle das sogenannte Stahlbad Kellberg. Seit 1969 ist das Dorf staatlich anerkannter Erholungsort, dem im Dezember 1973 das Prädikat „Luftkurort“ verliehen wurde. Die landschaftliche Schönheit Kellbergs schätze schon König Maximilian II., der den Ort 1852 besuchte. Von der „Max-Höhe“ aus genießen auch heute noch Gäste einen herrlichen Rundblick in den Bayerischen Wald, Böhmerwald, Sauwald, Neubürger Wald und bei klarem Wetter auch auf den Dachstein und in die Berchtesgadener Alpen. Bei dieser Gelegenheit lassen sich dort 36 Kirchtürme zählen.

Das Stahlbad wurde im Jahre 1963 vom promovierten Mediziner und Universitätsprofessor Franz Schedel rundum erneuert. Die onkologische Rehabilitationsklinik Prof. Dr. Schedel ist heute in ganz Deutschland bekannt.

Eine moderne Gemeinde, die ihre Geschichte pflegt

Seit 1978 ist Thyrau eine Einheitsgemeinde, die sich aus den früheren selbständigen Gemeinden Thyrnau, Donauwetzdorf und Kellberg sowie zugehörigen Ortschaften, Weilern und Einöden zusammensetzt. 

Das Wappen der Gemeinde Thyrnau

Die sogenannte Watzmannsdorfer-Distel, golden auf schwarzem Grund, vierblättrig mit eingekerbten Rändern, im Zentrum eine Samenkapsel auf kurzem Stiel aus einem Dreiberg wachsend, bildet das Wappen der Gemeinde Thyrnau.

Der Dreiberg deutet auf eine Berglage, beziehungsweise eine hochgestellte Burganlage hin und die Distel verweist auf dornenähnlichen Bewuchs der Thyrnauer Anhöhe.

Als Vorlage für das Gemeindewappen der neuen Großgemeinde Thyrnau nach der Gebietsreform 1978 diente das Wappen auf dem Grabstein von Degenhard I. von Watzmannsdorf in der Kellberger Kirche. Gestaltet wurde es vom Graphiker Max Reinhart.

Kein anderes Symbol kann die aus drei Altgemeinden bestehende Großgemeinde Thyrnau so darstellen wie die Watzmannsdorfer-Distel in den Farben Schwarz und Gold, beziehungsweise Gelb: In der Altgemeinde Donauwetzdorf lebt der Name der Watzmannsdorfer weiter, Thyrnau war der Ausgangs- und Zentralort der Watzmannsdorfer und in Kellberg befindet sich ihre Begräbnisstätte.